Samstag, 4. Mai 2013

Diabetes Typ 2 - Ernährungsratschläge unseres Gesundheitssystems


Samstag, 8.30 Uhr. Eigentlich überhaupt nicht meine Zeit um aufzustehen! An Samstagen schlaf ich mich schon gerne aus. Aber unser Familienhund Lucky meinte, dass es an der Zeit war und bevor er J mit seinem Jaulen und kratzen an der Tür aufweckt, bin ich gezwungenermaßen aufgestanden. Also warum nicht gleich an meinem nächsten Post schreiben?


Photo by: jamesiw

Beim durchstöbern bin ich auf einen schwedischen Zeitungsartikel der Smålandsposten gestoßen. Diese brachten eine Reihe an Berichten zum Thema LCHF und Diabetes Typ 2, bzw die Ernährungsratschläge in schwedischen Krankenhäusern.

Viele Diabetiker in Schweden sind mit einer strickten LCHF-Diät gesund geworden. Ihre Werte sind normal und sie brauchen kein Insulin oder andere Medikamente mehr. Unter Ihnen ist auch Mats Witman. Nach Diabetes, einem Herzinfarkt und einem Schlaganfall ist er auf LCHF umgestiegen und ist seither Gesunder Diabetiker. Er ist überzeugt, dass, wenn er die Ernährungsratschläge des Gesundheitssystems befolgt hätte, heute nicht mehr Leben würde. (Mehr Informationen auf Friska Diabetiker.se

Seit einiger Zeit gibt es vier Ernährungsratschläge für Diabetiker Typ 2 in Schweden:

Die traditionelle Methode - Sehr wenig Fett (Leichtprodukte) und sehr viel Kohlenhydrate (50-60%), von Gemüse und Reis, Kartoffeln, Nudeln, Brot...

Die traditionelle Methode mit niedrigem GI - Viele Bohnen, Linsen und Vollkornprodukte, reichlich an Gemüse und Obst. (GI = Glykemischer Index - wie schnell Lebensmittel das Blutzucker erhöhen)

Die Mittelmeer-Methode - Konsum von einfach ungesättigtem Fett. Weniger Kohlenhydrate und Zucker als in der traditionellen Methode. Sehr wenig rotes Fleisch.

Die ausgewogene LowCarb-Methode - Weniger Kohlenhydrate (20g als bei der traditionellen Methode), aber viel Gemüse.

Eine strikte LowCarb Methode (LCHF) findet sich nicht. Das schwedische Institut für medizinische Auswertung (Statens Beredning för medicinska utvärdering - SBU) prüft wissenschaftliche Studien und Papiere für Lebensmittel und Ernährung. Allgemein bestätigt die SBU, dass das gesamte Material hierzu fragil ist und es neue Erfahrungen in diesem Gebiet benötigt.

Zu LCHF gibt es derzeit nicht genügend Langzeitstudien laut SBU, daher wird LCHF vom Gesundheitssystem nicht angeraten. Man wartet weitere Studien ab. Kleinere Studien sprechen allerdings für LCHF, wurden von den Behörden aber nicht beachtet.

Bis vor kurzem hatte man nur einen Ernährungsrat - die traditionelle Methode - die aber nie sehr gut funktioniert hat, gibt man in der Krankenbetreuung selbst zu. Für Diabetiker spricht man über langsame und schnelle Lebensmittel (GI). Dh langsame Lebensmittel wie Vollkorn, Gemüse, Obst. Langsame Lebensmittel heben den Blutzuckerspiegel langsamer, aber warum nicht gleich mit kohlenhydratarmer Kost den Blutzuckerspiegel niedrig halten?

Weiters wird auch weiter gepredigt, dass man Light-Produkte wählen soll, weil Fett viele Kalorien enthält. Noch immer glauben wir, dass Kalorien der Herd des Übergewichts sind. Klar, isst man zuviel, wird man dick. Bei normalen Portionen sind die Kalorien aber unwichtig. Wichtig ist (in erster Linie) ja nicht, wieviel Energie ich zu mir nehme, sondern was die einzelnen Stoffe in meinem Körper machen. Kohlenhydrate werden im Körper zu Zucker und dann eingelagert in Fett. Fett fördert die Fettverbrennung. Ist es nun besser wenig Fett zu essen, weil es mehr Energie freigibt, die ich verbrennen muss, die aber die Fettverbrennung anregt oder Kohlenhydrate, die zwar weniger Energie freigeben, diese aber einlagern?

Sara Holmberg, Forscherin von Zivilisationskrankheiten und Kost im Zusammenhang mit Gesundheit, ist enttäuscht, dass alte Ratschläge, die nur sehr schwach von neuer Forschung unterstützt werden, dennoch in neuen Broschüren verbreitet werden. Sie glaubt, dass es im Gesundheitssektor für viele schwer ist, von etwas abzuweichen, dass ihnen jahrelang gelehrt wurde und sie weitergegeben haben. Das diese "Fakten" plötzlich auf den Kopf gestellt werden sollen, ist für viele schwer zu verstehen. "Die meisten lesen keine aktuelle Forschung, sondern verlassen sich auf Gesundheitsprogramme und Richtlinien, was zu einem sehr langsamen Fortschreiten führt. Mit unseren Ernährungsratschlägen, haben wir mehr Schaden als Nutzen geschaffen - ein großer Fehler. Doch haben Krankenpfleger und co in gutem Glauben gehandelt und es einfach oft nicht besser gewusst.", so Sara Holmberg.

Dabei ist LCHF einer der am längsten bestehenden Ernährungsratschläge für Diabetiker. In den 20er Jahren hatten Diabetiker nur rund 5 Jahre nach Ausbruch der Krankheit zu leben. Frederick G. Banting hat verschiedene Diäten an seinen Patienten versucht und ist zu dem Schluss gekommen, dass fettreiche Kost die Überlebenschancen wesentlich erhöht. Bis Insulin an den Markt kam, war LCHF die Medizin gegen Diabetes Typ 2. Da eine Ernährungsumstellung jedoch für manche sehr schwer war, kamen jedoch die Ernährungsratschläge mit der Markteinführung von Insulin immer mehr in Vergessenheit.

In den 50er Jahren war der große Fokus auf Fett. Der Forscher Ancel Keys publizierte 1953 eine Studie über den Zusammenhang von gesättigtem Fett und Herz-Kreislauferkrankungen. Diese schlugen schlagartig ein und Länder wie USA und Schweden waren sehr schnell mit der Umsetzung einer fettfreien Ernährung.

Trotz mangelhafter Untermauerung dieser Forschungsergebnisse hielt man daran fest. In einer Metaanalyse, publiziert von dem American Journal of Clinical Nutrition 2010, wurde festgehalten, dass es keinen Zusammenhang zwischen gesättigten Fettsäuren und Herz-Kreislaufkrankheiten gibt. Genau im Gegenteil! Die letzte große Studie, die Predimed in Spanien durchführte und im New England Journal of Medicine veröffentlicht wurde, zeigt, dass erhöhter Fettkonsum durch zB Nüsse und Olivenöl sogar das Risiko mindert!

Nach diesem langen Artikel habe ich mich gefragt, wie es denn in Österreich aussieht. In Österreich gilt der Ernährungsratschlag wenig Fett, viel Kohlenhydrate. Gesättigte Fettsäuren sind Gift; Kohlenhydrate das reinste Wunder.

Toll fand ich diesen Ausschnitt aus dem Öffentlichen Gesundheitsportal Österreich, die die traditionelle Methode predigen: "Der Einfluss kohlenhydrathaltiger Lebensmittel auf den Blutzuckerspiegel hängt nicht nur von der Menge und der Art des Kohlenhydrats ab, sondern auch von der Zusammensetzung der Nahrung: Werden die Kohlenhydrate in Kombination mit Nahrungsfasern, Protein oder Fett verzehrt, steigt der Blutzuckerspiegel dadurch weniger schnell und stark." Esse ich also Kohlenhydrate mit Fett, steigt der Blutzuckerspiegel langsamer. Ergo mehr Fett, weniger Kohlenhydrate halten den Blutzuckerspiegel gering.

Ich hoffe, dass sich auch in Österreich bald etwas tut. Wollen wir nicht alle endlich gesund leben?


/little MissBennet



Gibt es Diabetiker in Österreich, die LCHF probiert haben oder probieren wollen und endlich Gesunder Diabetiker sein wollen? Bitte melden!!


Quellen:
https://www.gesundheit.gv.at/Portal.Node/ghp/public/content/ernaehrung-krankheiten-diabetes-und-fette.html
http://www.dios.bz/wp-content/uploads/SMP_2013-05-02.pdf

3 Kommentare:

  1. Toller Blog, Vielen dank das du deine Erfahrungen und dein Wissen teilst. Mfg.

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    1. Danke Dir :) Sowas hört man immer gerne!! Sag Bescheid, wenn du mehr über spezielle Themen lesen willst. LG aus Wien

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  2. Der Artikel ist zwar nicht mehr ganz aktuell...
    Seit 8 Wochen lebe ich nach lchf, bin seit 4 Jahren typ2 Diabetikerin, mir gehts prima, BZ ist sehr stabil. Hab auch einige Kg abgenommen.

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